Klimawandel auf Baltrum

Klimawandel auf Baltrum

Rachel Jossen

Probleme, Folgen und Ursachen des Klimawandels

Problem 1: Anstieg des Meeresspiegels
Seit 1970 haben die Meere und Ozeane der Welt mehr als 90 % der zusätzlichen Wärme aus der Atmosphäre aufgenommen, schätzt der Weltklimarat. Doch wie wir vom ersten Hauptsatz der Thermodynamik wissen, verschwindet diese Energie nicht einfach, sondern das Meer hat die Wärme aufgenommen und erwärmt sich dadurch kontinuierlich.
Eine der Folgen ist das Abschmelzen des Meereises: Einerseits entsteht dadurch eine grössere dunkle Fläche, das Wasser nimmt noch mehr Wärmeenergie auf, noch mehr Eis schmilzt, …, es ist ein Teufelskreis.
Andererseits führt das Abschmelzen des Polareises, das eine geringere Dichte als flüssiges Wasser hat, zu einem Anstieg des Meeresspiegels. Hinzu kommt, dass höhere Wassertemperaturen zu einer thermischen Ausdehnung und damit zu einem starken Anstieg des Meeresspiegels führen.
Durch den Anstieg des Meeresspiegels kommt es immer häufiger zu Extremwetterereignissen.
Marine Hitzewellen verändern das Verhalten von Meereslebewesen. Fischpopulationen wie der Kabeljau wachsen langsamer. Fischbestände verändern ihre geographische Verteilung in Richtung der kühleren Pole. Meeressäuger wandern und jagen nicht mehr in ihren Rückzugsgebieten. Es kommt zu Kollisionen mit dem Menschen: Schiffskollisionen, Beifang in Fischernetzen, Lärmbelastung und ihre Folgen, weniger Nahrung…
Diese Faktoren beeinflussen die Fischerei des Menschen, da deutlich weniger Fische in Reichweite sind. Zusammen mit der Überfischung werden die Fischkolonien stark dezimiert und die Fischerei muss mit höherem Aufwand betrieben werden.
Küstennahe Ökosysteme wie Korallenriffe, Seegraswiesen und Mangroven haben bisher eine wichtige Rolle beim Schutz vor Extremwetterereignissen gespielt. Doch auch sie leiden stark unter der globalen Erwärmung und bieten Menschen, Tieren und Pflanzen immer weniger Schutz.
Seit dem Jahr 2000 ist der Meeresspiegel um durchschnittlich 15 Zentimeter gestiegen, bis 2100 wird ein Anstieg um 110 Zentimeter erwartet. Das klingt zunächst nicht viel, ist aber ein grosses Problem für Küstenregionen, Städte und Inseln. Weltweit leben 750 Millionen Menschen auf Inseln und an Meeresküsten. Sie müssen sich auf den Anstieg des Meeresspiegels, auf Stürme und Überschwemmungen vorbereiten.
Zudem sind es oft die ärmeren Küstenregionen, die besonders stark unter der Klimaerwärmung leiden und sich kaum auf Katastrophen vorbereiten können. Diese Regionen sind oft vom Fischfang abhängig, was zu Ernährungs- und Gesundheitsproblemen führt. Das ist die grosse Ungleichheit und Ungerechtigkeit der Klimaerwärmung.

Problem 2: Sauerstoffmangel
Eine weitere Folge ist die Veränderung des gelösten Sauerstoffs im Meer durch den Anstieg der Wassertemperatur. Je wärmer es wird, desto weniger Sauerstoff ist im Wasser gelöst. In 50 Jahren (1960-2010) hat das Wasser 2 % Sauerstoff verloren, das entspricht 77 Milliarden Tonnen Sauerstoff.
Durch die Erwärmung der Meere vermischen sich die verschiedenen Wasserschichten weniger. Manche Schichten und Regionen besitzen nicht mehr genügend Sauerstoff und Nährstoffe, diese werden Sauerstoff-Minimumzonen genannt. Sauerstoff-Minimumzonen sind ein grosses Problem in der Ostsee.
Hinzu kommt das starke Wachstum von Mini-Algen durch Düngemittel, die ins Meer gespült werden. Dadurch dringt weniger Licht in die tieferen Wasserschichten, die Mini-Algen entziehen dem Wasser wichtige Nährstoffe, beim Abbau entziehen Bakterien dem Wasser noch mehr Sauerstoff und der Algenbelag macht es anderen Meeresorganismen schwerer zu überleben. Grössere, festsitzende Algen sind für das Meer (und andere Meeresbewohner) wichtig, da sie einen grossen Teil der weltweiten Sauerstoffproduktion übernehmen. Für Fische sind sie ein Zufluchtsort. Aber die Mini-Algen erschweren es den grösseren Algen, in der Tiefsee zu überleben.
Dass das schlecht für die dort lebenden Organismen ist, ist, glaube ich, soweit absehbar. Und damit auch für die Menschen, die auf ein «gesundes» Meer angewiesen sind, z.B. die Fischer.

Problem 3: Mikro-Algen
Verschiedene Algen haben auch noch anderweitig Einfluss auf das Leben im Meer. Dazu gehört z.B. die Alge Phaeocystis globosa, auch Schaumalge genannt. Diese umgibt eine dicke Schleimschicht. Wenn die Alge abstirbt, wird der Schleim aufgeschlagen und kommt als Schaum zur Erscheinung. Wärmeres Wasser und die höhere Nähstoffkonzentration durch Düngung lässt die Algenpopulation wachsen. Und diese können giftig für Muscheln und Meeressäuger werden.

Das Watt ist ein wichtiges Ökosystem, doch für die verschiedenen Lebewesen hat der Klimawandel ein schädlicher Einfluss.

Problem 4: Versauerung des Meeres
Eine dritte Folge des Klimawandels für die Meere ist die Versauerung. Das Wasser nimmt mehr CO2 auf, der pH-Wert sinkt.
Auch dies ist schädlich für im Meer lebende Organismen. Davon betroffen sind oft kalkbildende Lebewesen, wie Korallen, Schnecken und Muscheln, oder Meerestiere im Ei- oder Larvenstadium, da Säure Kalkschalen auflösen oder die Kalkbildung verhindern kann.
Korallen reagieren empfindlich auf die Erwärmung und Versauerung der Meere. Ihre Reaktion ist die Korallenbleiche. In den nächsten Jahrzehnten werden weltweit etwa 80 % der Korallenriffe, eines der artenreichsten Ökosysteme, absterben.

Durch Klimaerwärmung gefährdete Regionen:

  • Ostsee: Bei wärmeren Temperaturen vermehren sich Cyanobakterien (Blaualgen) durch Stickstoffmangel und führen zu Sauerstoffmangel im Wasser. Die Bestände von Kabeljau und Hering werden geschwächt.
  • Wattenmeer, Nordseeküste: Durch den Meeresspiegelanstieg werden Wattflächen, Salzwiesen, Strände und Dünen häufiger überschwemmt und drohen abzubrechen.
  • Riffe wie das Mesoamerikanische Riff: Häufigere schwere Stürme, Korallenbleiche und Küstenerosion gefährden bisher geschützte Gebiete.
  • Mangroven: Mangroven bremsen Wellen und Stürme, dahinter liegende Gebiete sind gefährdet.
  • tiefliegende Länder wie die Niederlande: Ein grosser Teil des Tieflandes wurde vom Menschen durch Deiche vom Meer abgetrennt und ist für den Menschen bewohn- und nutzbar. Stärkere Sturmfluten können diese Deiche jedoch überspülen und das Land gefährden.
  • Inseln wie die Nord- und Ostseeinseln: siehe unten
  • Küstenstädte wie Hamburg, Bremen, Antwerpen, Venedig … : Flüsse steigen an und überfluten das Umland. Städte «versinken» im Meer.
Hamburg wir regelmässiger von Hochwasser bedroht.
Hamburg wird regelmässig von Hochwasser bedroht

Einfluss in der Nordsee

Versinkende Inseln
Für die Nordseeinseln birgt die Klimaerwärmung zahlreiche Risiken. Dabei ist der Meerespiegelanstieg das grösste Problem. Wie oben im Text erwähnt, ist der Meeresspiegel in den letzten 24 Jahren um fast 20 cm gestiegen. Flache Küstenregionen und Inseln können in Zukunft grossflächig überflutet werden.
Die Folgen sind bereits deutlich sichtbar. Küsten werden vom Meer stärker abgetragen, sie werden kleiner.
Schon bei einer Erwärmung um 1,5° (derzeit sind wir bei +1,2° seit vorindustrieller Zeit) stehen grosse Teile der deutschen Nordseeinseln unter Wasser. Bei 3° Erwärmung liegen nur noch hochgelegene Teile der Inseln ausserhalb der Flutlinie. Überflutete Gebiete sind nicht mehr bewohnbar, Menschen werden vertrieben.

Dieses schöne Bild wird vielleicht nicht mehr lange noch so anzutreffen sein.

Überflutetes Wattenmeer
Für das Wattenmeer ist der Meeresspiegelanstieg ein grosses Problem. Wattflächen, Salzwiesen und Dünen gehen durch Erosion und Überflutung verloren. Das Wattenmeer kann sich durch Ablagerung von Sedimenten relativ gut selbst wieder aufbauen und verändern, aber der Meeresspiegel steigt schneller, als sich trockene Wattflächen wieder aufbauen können. Es ist ein Wettlauf zwischen der Sedimentablagerung auf den Inseln und dem Anstieg des Meeresspiegels. Verliert der Aufbau, werden grosse Flächen kontant überflutet, das Wattenmeer und damit der Lebensraum vieler Tiere (siehe Blogbeitrag) «ertrinkt im Meer».

Zu schwache Deiche
Für die Küstenbewohner zeigt sich neben der direkten Überflutung ein weiteres Problem: Hochwasser und Sturmfluten gefährden die Teile des Landes, die durch Deiche vom Meer getrennt sind. Die Deiche müssen höher und stärker gebaut werden, weil kritische Pegelstände schneller erreicht werden. Bricht ein Deich, sind die dahinter liegenden Siedlungen und Felder in Gefahr.

Krankheitserreger
Wärmeres Wasser bietet eine optimalere Temperatur für bestimmte Bakterien und Pflanzen wie Algen, die sich dadurch besser vermehren können. Das gestörte Ökosystem kann für den Menschen schädlich sein.
Für Menschen können Cyanobakterien (Blaualgen) gefährlich werden und es kann zu Badeverboten kommen. Dies ist ein grosses Problem für die Tourismusindustrie und die davon abhängigen Menschen.
Auch andere Krankheitserreger wie Viren und Vibrionen vermehren sich in wärmeren Gewässern stark. Sie können sich auch in Fischen und anderen Meerestieren ansiedeln. Mit dem Verzehr dieser Tiere gelangen die Erreger in den Menschen und können ihn krank machen.

Veränderte Fischerei
Wie bereits erwähnt, nehmen die gewohnten Fischbestände ab, einige Fische (z.B. Kabeljau) ziehen weiter nach Norden, andere Tiere (z.B. Scholle, Nordseekrabbe) passen sich an, neue Arten (z.B. Rote Meerbarbe, Tintenfisch, Seehecht) kommen hinzu. Die Fischerei verändert sich. Die Fischer müssen sich anpassen, was oft Produktions-einbussen bedeutet. Ein Problem für die Menschen, die davon leben. Hinzu kommt das Problem der Überfischung…

Neue Inseln
Durch veränderte Meeresströmungen verändern sich auch Sandbänke. So ist in der Nähe von Neuwerk (Hamburg) eine grosse Sandbank entstanden. Sie könnte sich zu einer neuen Insel entwickeln, doch dafür muss sie auch in einer Springtide noch aus dem Wasser ragen. Sie ist etwa 600 Hektar gross. Es wird nicht erwartet, dass sie wieder in der Nordsee verschwinden wird, sondern weiter wachsen wird, sofern sie nicht von einem schweren Sturm getroffen wird. So kann eine neue, grossartige Salzwiese enstehen.
Die Kachelotplate, ca. 170 Hektare gross, liegt westlich von Juist. Auch sie wächst kontinuerlich durch Sandflug und Strömung. Sie ist etwas höher, die höchsten Dünen werden nicht von Sturmfluten überflutet. Es wachsen ein paar Pflanzen darauf. es könnte sich eine Salzwiese entwickeln, doch bisher wurden nur wenige Spuren gefunden.

Baltrum

Walross gesichtet
Auf Baltrum ist im September 2021 ein Walross gestrandet und hat sich dort ausgeruht. Das ist sehr ungewöhnlich für diese Tiere, die normalerweise weiter nördlich leben und bleiben.
Wer hätte das in diesem Blogbeitrag gedacht, auch dieser seltene Anblick kann durch den Klimawandel verursacht worden sein. Denn die Arktisbewohner finden in ihren angestammten Gebieten immer weniger Nahrung, und Schifffahrt und Ölförderung sorgen dafür, dass es in der Arktis immer ruhiger wird. Da Walrosse gerne auf Eisschollen ruhen und diese immer weniger werden, suchen sie sich andere Plätze. So kann es zu Massenansammlungen auf Felsen und in der Folge zu Massensterben kommen. Während Eisbären in Russland und Kanada auf der Suche nach Nahrung in Ortschaften eindringen, suchen Walrösser deshalb Ruheplätze auf weiter entfernten Inseln – wie Baltrum.

Wachsende Insel
Durch Meeresströmungen und Sandflug verändern sich Inseln immer weiter. Früher hat sich Baltrum stark verschoben. Vom Westende wurde Material abgetragen und am Ostende wieder hinzugefügt, Baltrum «wanderte». Um dem entgegenzusetzen, wurde das Westende mit Dämmen und Buhnen befestigt und kann nicht mehr «weglaufen». Es ist sicherer für die Bewohner. Es wird weiterhin etwas, aber deutlich weniger, Material am Ostende angeschwemmt, somit wächst Baltrum etwas in der Länge. Zwar sinkt Baltrum durch den erhöhten Meeresspiegel, doch sie wächst auch.

Was dagegen tun…

Wie erläutert ist die vom Menschen verursachte Klimaerwärmung ein grosses Problem für Viele. Die Menschen sollten doch handeln, oder? Die im Pariser Abkommen (2015) gesetzten Ziele von einer maximalen Erwärmung von 1.5° – 2.0° bis zum Jahr 2100 müssten doch eingehalten werden, zum Wohle aller, oder? Doch das ist nicht der Fall.
Aber ich möchte hier nicht politisch werden. Falls es dich interessiert, kannst du im Internet verschiedene Artikel darüber lesen, schau doch mal in die Quellenliste.

Vielleicht fällt dir etwas ein, wie man zu einer Reduktion der Erderwärmung beitragen kann. Schreib das doch in die Kommentare! Ansonsten empfehlen dir Organisationen wie der WWF Verschiedenes, wie wir Menschen reagieren können.

Quellen

Bild- und Grafikquellen:
https://www.ndr.de/nachrichten/ndrdata/Klimawandel-So-stark-erwaermen-sich-Nordsee-und-Ostsee,meerestemperaturen102.html (zuletzt aufgerufen am 19.02)
https://www.vogelundnatur.de/wp-content/uploads/2022/09/seagull-colony-4481260_1920-1-960×517.jpg
https://blogs.helmholtz.de/kuestenforschung/2023/08/17/risikobewusstsein-klimawandel-bei-hamburger-buergern-2/
https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2023/05/in-gefahr-welche-auswirkungen-hat-der-klimawandel-auf-das-wattenmeer
https://www.baltrum-online.de/news_artikel.php?id=6069

Klimaerwärmung:
https://www.spektrum.de/news/klimakrise-was-passiert-bei-drei-grad-erderwaermung/2044870
https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/2-Grad-Ziel#:~:text=Die%20Erw%C3%A4rmung%20gegen%C3%BCber%20der%20vorindustriellen,2%2C7%20%C2%B0C%20zu
https://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/klima-und-meer/

Nordsee:
https://www.t-online.de/nachrichten/klima-und-umwelt/id_100228722/sylt-baltrum-borkum-welchen-nordseeinseln-droht-der-untergang-.html
https://www.ndr.de/nachrichten/ndrdata/Klimawandel-So-stark-erwaermen-sich-Nordsee-und-Ostsee,meerestemperaturen102.html
https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2023/05/in-gefahr-welche-auswirkungen-hat-der-klimawandel-auf-das-wattenmeer
https://blogs.helmholtz.de/kuestenforschung/?s=klimawandel
https://www.helmholtz-klima.de/aktuelles/die-nordsee-im-klimawandel-hier-steigt-das-wasser
https://www.baltrum-online.de/news_artikel.php?id=4512
Die Kachelotplate – eine neue Insel im Wattenmeer? – Planet Wissen – Sendungen A-Z – Video – Mediathek – WDR (planet-wissen.de)
Deutschland besitzt eine neue Insel (forschung-und-wissen.de)

Baltrum:
https://www.zeit.de/news/2021-09/08/nur-eine-stippvisite-walross-von-baltrum-weggeschwommen
https://www.baltrum-online.de/news_artikel.php?id=6069